22. Januar 2021

4 Dinge die sich bei mir nach einem Jahr (transzendentale) Meditation geändert haben

Meditation, Mindfullness, Achtsamkeit… Begriffe, die einen in Medien und Ratgebern derzeit schier verfolgen. Sie werden als eine Art Heilsversprechen angepriesen, die die Kraft haben sollen, mehr Ruhe, Kreativität und Ausgeglichenheit ins Leben zu bringen. Ist da was dran? Hier meine ganz persönliche Erfahrung zur täglichen Meditationspraxis.

Was ist Transzendentale Meditation?

Transzendenz… ein Wort, das man kaum aussprechen kann und das irgendwie groß klingt, aber doch auch nichtssagend ist. Im Kern ist es folgendes: eine Mantra-basierte Meditationstechnik, die man 2x täglich für 20 Minuten praktiziert. Mantra ist in dem Fall ein kurzer Sanskrit-Satz, den man während der gesamten Meditation mental wiederholt.

Was mir an TM reizvoll genug erschien, 1000€ dafür zu investieren?

Die Antwort lautet David Lynch. Als Fanboy, bin ich im Filmstudium über seine TM Foundation gestolpert. Dort werden Gelder gesammelt für Menschen, die sich die Kursgebühr nicht leisten können. In einem Interview erzählte er, dass es seine Kreativität und seine Art zu denken massiv positiv beeinflusste und dass er es schon seit mehreren Jahrzehnten täglich praktiziert, da es so einfach sei. Das klang für mich erstmal vielversprechend und ich nehme Lynch nicht als verspuhlten Guru wahr, der irgendein Heilsversprechen teuer verkaufen möchte.

https://www.youtube.com/watch?v=rk5fWJeSCA8

Wie genau funktioniert die Technik?

Diese Frage stürzte mich fast in eine Beziehungskrise. Nach meiner ersten Einführungspraxis fragte mich meine Freundin, wie es genau ablief und TM funktioniert. Vielleicht mag das jetzt komisch klingen, aber ich habe es ihr nicht gesagt. Grund dafür ist, dass mir gesagt wurde, ich darf die genaue Technik nicht nach außen geben (hab das sogar unterschrieben…). Offen gestanden ist das ein Punkt, an dem viele etwas abgeschreckt sind von der Praxis. Kann ich verstehen. Für die, die es unbedingt wissen wollen: ich bin sicher, in den Tiefen des Netzes lässt sich das „TM Geheimnis“ irgendwo nachlesen.

Aber: Ich glaube auch, dass es nicht viel bringen wird, es sich einfach nachzulesen. Für mich hat das mehr etwas mit Psychologie, als mit spiritueller Reinheit zu tun. Dadurch, dass ich über 1000€ zahle, einen eigenen Lehrer habe, der nur für mich da ist, ein individuelles Mantra bekomme und in mehreren Sessions in die Praxis eingeführt werde, habe ich in die Praxis investiert und dadurch einen tieferen Bezug. Das steigert die Chancen, dass man es A) richtig lernt und B) dranbleibt. Aber wie gesagt, das ist meine Sicht. Verstehe, wenn man da anderer Meinung ist.

Was hat sich also bei mir getan, nach einem Jahr?

Neuer Zugang zum Bewusstsein
Der größte Gewinn zu Beginn. Folgenden Satz kannte ich schon länger, habe ihn aber lange nicht verstanden: „Du bist nicht deine Gedanken, du bist das Bewusstsein, in dem deine Gedanken auftauchen.“ Mittlerweise kann ich das wirklich verstehen und fühlen. Es ist eine Entkopplung von Gedanken (Was esse ich später? | ich muss noch eine Email an einen Kunden schreiben | Wieso haben Menschen eigentlich Lippen?!) und dem wertfreien, stillen Beobachten dieser Gedanken. Es fühlt sich an, als würde man von oben auf das eigene Denkverhalten schauen. Je tiefer ich in die Meditation hineinsinke, umso weniger Gedanken kommen und umso stärker spüre ich diesen Bewusstseinsraum.
Ein Versuch, es Meditations-unerfahrenen Mitmenschen zu erklären: Für mich fühlt es sich so an, als ob mein “Kopfraum” sich erweitert und sich in meinem ganzen Körper ein Zustand der Ruhe breitmacht, sodass ich total entspannt bin, ohne mich aktiv entspannen zu müssen.
Dieses Gefühl von Bewusstsein versuche ich mir auch im Alltag immer wieder hochzuholen. Das gelingt manchmal, oft aber auch nicht.Ich habe Meditations-Ideen und Erkenntnisse
Auch wenn Meditationen an sich kein Raum zum Nachdenken ist, tauchen dennoch Gedanken auf. Im Ruheraum entsteht Platz für Ideen. Ideen sowohl für Projekte, mit denen ich mich aktuell beschäftige, als auch für total Random Ideen, die fast willkürlich erscheinen.
Aber auch Erkenntnisse treten hin und wieder auf. Das passiert vor allem dann, wenn ich meinen Gedanken nicht aktiv nachgehe, sondern sie einfach nur beobachte und ihnen erlaube da zu sein.Ich bin grundsätzlich geduldiger geworden
Je tiefer ich eintauchen kann in einen ruhigeren Bewusstseinszustand, desto gelassener komm ich wieder heraus. Dieser Zustand hallt nach; wovon auch meine Mitmenschen profitieren. Besonders meine Freundin, die in der Tat schon mal angemerkt hat, ihr sei aufgefallen, dass ich geduldiger geworden bin. Klappt nicht immer, mit der Geduld (schön wärs), aber eine Tendenz ist zu erkennen.Mein Tag verläuft strukturierter und ich bin mir über meinen mentalen Zustand bewusster
Um den Tag zu strukturieren braucht man natürlich kein TM. Aber mir hat es in der Tat geholfen, mir eine nachhaltige Tagestruktur zu schaffen. Das liegt auch daran, das TM wirklich einfach umzusetzen ist und mir keine Mühen bereitet, wie ich sie bei anderen Techniken empfunden habe. Mir fällt das Dranbleiben echt leichter.
Durch die Verortung, wie tief ich in die Meditation eintauche, kann ich selbst einschätzen, wie voll oder leer mein Kopf ist. Ich baue sozusagen eine Verbindung auf zu meinem Bewusstseinszustand und dränge was in mir aktuell so wohnt, nicht weg. Man sagt „Hast du Zeit, so meditiere 15 Minuten. Hast du keine, so meditiere 45 Minuten.“ Ich glaub, da ist was Wahres dran. Im Kern sagt der Satz ja, wenn du viel zu tun hast, ist es besonders wichtig auf deinen inneren Ausgleich zu achten. Da TM den Fokus auf einen Punkt lenkt, spüre ich in aufgewirbelten Zeiten, wie der geistige Schlamm in die Klärung kommt. Am Ende kommt zwar kein klares Wasser raus, aber die Fließgeschwindigkeit hat sich verändert, immerhin.

Und was ist mit der Kreativität?

Mir fällt es ehrlich gesagt schwer zu behaupten, ich sei kreativer geworden durch TM. Gleichzeitig würde es sich auch falsch anfühlen zu behaupten, dass ich mich nicht kreativer fühle. Ich glaube, es fällt mir schwer, da Kreativität ja ein so komplexer Zustand ist, der fast willkürlich auftaucht. Ich glaube schon, dass TM mir hilft, einen kreativeren Grundrahmen zu schaffen, indem ich einfach meinem Kopf Raum gebe.

Was TM nicht ist!

TM ist kein Allheilmittel. Es hilft mir bei “richtiger” Anwendung, ja, aber dadurch werde ich nicht automatisch kreativer, gelassener, ausgeglichener. An Tagen, an denen ich mich zudröhne mit To-Dos, Terminen und Social Media, tue ich mir sehr schwer, in eine tiefe Meditationsebene zu tauchen. Das ist so, als wenn man sagen würde, ich ernähre mich gesund, da ich 2x täglich Salat esse, nur um mir dann zwischen den Mahlzeiten Cola, Kuchen und Fast Food reinzuhauen.
Aber auch da merke ich, wie wichtig es ist, auch in geistigen Overload-Momenten zu meditieren. Es klärt die Gedanken etwas und ich merke, wie gut es mir tut, 20 Minuten nicht auf den Bildschirm zu starren oder mich mit irgendetwas beschäftigen zu müssen. Lieber etwas Salat als gar keinen…

Viele Wege führen zum Zen-Mind

Eines will ich noch gesagt haben: Ich bin davon überzeugt, dass man all die Benefits, die ich hier aufgelistet habe, mit jeder Art von Meditationstechnik erreichen kann. Da braucht es TM nicht. Im Kern sind viele Meditationen gleich, da sie stets darauf hinwirken, den Fokus auf eine Aktivität zu richten — sei es ein Mantra wiederholen oder auf den Atem achten. Bringt Meditation also Ruhe, Kreativität und Ausgeglichenheit? Ein klares Jein. Meine Ansicht ist, dass wir durch den hohen Konsum an Sozialen Medien ein gesellschaftliches Aufmerksamkeits-Problem haben (Siehe dazu auch „The Social Network“) und Achtsamkeitsmethoden aller Art können Menschen helfen, mehr im Hier und Jetzt zu sein.

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Rouven B. Hills

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